So fremd klingt des Schlüsselbunds Klirren
Und tönt wie ein Glockenschlag hell
Um dunkelste Nacht zu verwirren.
Es ruft mich mein Gast zum Apell.
Erinnerung, Tochter des Teufels,
Du haust hier, als wär' es dein Schloss.
Du isst mit mir an meiner Tafel
Und tränkst nur mit Tränen dein Ross.
Dein Anblick, dein Wort lässt mich zehren,
Ruft Bilder hervor aus der Zeit
Die ich so verlangend begehre.
Du stürzt mich in Abhängigkeit.
Wie sollte ich ohne dich leben,
Erinnerung, Tochter vom Tod?
Was mehr kann ich dir denn noch geben
Als das, was ich dir bereits bot?
Dämonin, Vergangenheitswächter,
Dies Haus hier, es war einmal meins.
Du bist ein zu gieriger Pächter,
Erinnerung: Mörder des Seins.
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6 Kommentare:
Sehr düster, aber eine sehr schöne Idee.
Einfach toll. Gefällt mir verdammt gut. Dein Bestes Gedicht bisher! Ersrnal liest es sich einfach wunderbar und ist gut aufgebaut.
Düster und doch irgendwie...heimlich (Ich frage mich gerade, ob es das Wort gibt, in dem Zusammenhang "Heim" ?).
TOP!
Marco, das Wort das du gesucht hast ist "Heimisch". ;)
Das LD kommt nach hause, wohl das eigene Zuhause, denn er hat einen Schlüssel, dennoch empfindet ihn das LI nur als Gast, was das "fremde" Klingeln des Schlüsselbundes unterstreicht, vielleicht synonym für ein Auseinanderleben oder eine Ablehnung des ins Haus kommenden. Es weckt Erinnerungen im LI, schlimme Erinnerungen (S2: "Tochter des Teufels") und traurige ("tränkst ... mit Tränen Dein Ross"). S3 spricht dann wieder das LD an, dessen Anblick und Worte jene Erinnerung hervorrufen. Das LI sehnt sich zurück zur Vergangenheit, als die Erinnerungen noch Realität waren. Das LI ist abhängig vom Heimkehrenden, weckt doch nur das LD diese Erinnerungen. Und erst jetzt in S4 wir dem Leser gewahr, dass tatsächlich niemand heimkehrt, denn der jenige ist tot. Es ist das Klingen des Schlüsselbundes des LI, das die Erinnerung an die Heimkehr des verblichenen geliebten Menschen weckt. Die Erinnerung ist der Gast. S5 rechnet dann endgültig mit der Erinnerung ab. Die Erinnerung hat alles in Besitz genommen und dem LI die Möglichkeit, am reellen Leben teil zu haben. Die Erinnerung nimmt es dem LI so auch, das eigene Leben zu leben ("Mörder des Seins").
Inhaltlich sehr ansprechend, gut strukturiert und mit interessanter Wendung.
Es hat eine sehr ausgewogene und runde Melodie.
Einzig zum besseren Verständnis ein kleiner Vorschlag zu S5V4:
"Erinnerung: Mörder des Seins".
Der Doppelpunkt ist intensiver als der Punkt und stellt eine direkte die Verbindung zur Erinnerung her.
Sehr gerne gelesen, liebe Meadow.
@ Marco und Jay: Danke für's Kompliment, diesmal war's mal ein Gedicht, bei dem ich mir Mühe gemacht und es überarbeitet hab ^^ Und ich kenn' das Wort "heimelig", sowas wie gemütlich oder vertraut. Heimisch is ja eher sowas wie eingeboren oder ansässig...
@ Träger: Zwar hat mich deine Interpretation erst ein wenig verwirrt (LI hier, LD da), aber im Endeffekt war's genau so gedacht. Mit dem Unterschied, dass ich keine konkrete Situation im Kopf hatte, sondern eher ein Gefühl. Aber die von dir beschriebene Situation passt perfekt dazu, danke für die Ausführung :-)
Und danke auch für den Tip mit dem Doppelpunkt, ich hatte erst ein Komma da, das hat aber irgendwie so gar nicht passen wollen. Auf den Doppelpunkt bin ich allerdings nicht gekommen - typischer Fall von Betriebsblindheit ^^ Ich hab's übernommen. Danke nochmal :-)
So, und jetz her mit Gedichten von euch! ^^
Ich schließe mich Jay an. =)
Düster, wohl vor allem durch die passende Wortwahl, aber sehr schön geschrieben!
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