Samstag, 9. August 2008

Apell an den gewillten Paten

Den Spendenscheck bringst Du ins Armenhaus,
Des Jahresendes wohl bemessne Gaben,
Fragst, wie lange sie sich wohl dran laben,
Und gehst dann schnellen Schrittes wieder raus.

Doch hast Du je ein liebes Wort gesprochen,
Und weißt Du, wer Dein Patenkindlein ist,
Die Gottverlassne, die Dein Geld hier frisst,
Aus deiner Hand, nachdem Du raus gekrochen?

Dein Scheckbuch macht sie sicherlich schnell satt,
Und satt zu sein ist wichtig und tut gut,
doch braucht sie mehr des treuen Freundes Mut,
der zuhört, Liebe gibt an Geldes statt.

So lass sie lächeln, während sie sich labt,
und fühl dich gebend, gleichsam wie begabt.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Reimschema sagt mir allgemein nicht so ganz zu, weil ich total drauf stehe, wenn sich Zeile 1 auf Zeile 2 und so weiter reimt. Aber man kann dein Gedicht dennöch schön lesen. Und der Inhalt, die Aussage gefällt mir sehr gut und ist sehr richtig. Gute Idee. Gut gemacht. :)

Jay Nightwind hat gesagt…

Auf jeden Fall eine sehr schöne andere inhaltliche vorgehensweise, als von uns anderen bisher genutzt.

Mir gefällt es, vielleicht auch gerade wegen dem "unmodernen" Reimschema.

Karen hat gesagt…

Also ich mag das Reimschema und den Rhythmus, auch wenn ich mich erstmal reinlesen musste ^^
Aber wenn man das erstmal hat ist es wirklich schön zu lesen, und die letzten 2 Zeilen sind wirklich genial gemacht, ganz im Sinne des Sonetts pointiert.

Ich freu mich schon auf das nächste Gedicht von dir :-)

Anonym hat gesagt…

Nette Geschichte!
Das Reimschema sagt mir persönlich, genau wie Marco, auch eher nicht zu, lesen lässt sich das Gedicht aber sehr gut, da du anscheinend sehr auf den Rhytmus und eine gleiche Silbenzahl achtest.
Das ist das erste Gedicht, das ich von dir lese und ich merke jetzt schon, dass du anscheinend sehr gut mit der deutschen Sprache und ihren vielen Worten umgehen kannst.
Ich bin gespannt auf weitere Gedichte von dir!

Andreas Arnold hat gesagt…

@marco
Freut mich, dass es für Dich schön lesbar war und Dir inhaltlich gefiel. Paarreime mag ich auch gerne. Nur hatte ich gestern mal wieder Lust auf ein Sonett ;-)

@jay
Ich dachte lange über die Form nach. Letztlich gab ich meine Lust einfach nach und schrieb es wie veröffentlicht. Das Thema ist zeitlos. Man denke nur an Oliver Twist. Dann passt auch die "unmoderne" Sonettform *gg*

@meadow
Vielen lieben Dank. Ich freue mich schon auf das nächste Wort der Woche ...

@teresa
Sonette, Terzine und Co. sind genau mein Ding, aber auch modernere Reimschemata sind nicht vor mir sicher (siehe Blog). Freut mich, dass dich zumindest der Rhytmus und der Inhalt ansprach. Werde mich weiter bemühen ;-)

mkh hat gesagt…

Schön geschrieben, lieber Lichtträger!

Liebe geben "an Geldes statt" reicht wiederum nicht zum Sattwerden. Koplexes Thema. Flugs sind wir wieder beim Marxismus... ;-)

Das Wortspiel "gebend - begabt" ist interessant und verdient (noch) mehr Aufmerksamkeit.

mkh hat gesagt…

... und noch ein m hinterher!

Andreas Arnold hat gesagt…

Vielen Dank, lieber mkh, für Ihren Kommentar, der mir irgendwie entgangen war. Daher reagiere ich leider erst jetzt. mea culpa.

Das Thema hatte sich während des Schreibens von selbst entwickelt, wie das halt manchmal so ist. Ich hoffe der für Autoren gefährliche Belehrungscharakter kann aus einer gewissen Distanz wahrgenommen werden. Ich habe es bewusst versucht, in eine "Oliver Twist"-Zeit zu setzen, indem ich veraltete und nicht mehr gebräuchliche Redewendungen und Worte wie "Armenhaus" und "Gabe" einflocht, so dass die zweite Person Singular nicht als Ansprache des Leser gewertet werden kann. Ich denke, es ist gelungen. Wenn ich es lese, sehe ich eher einen Mann im langen Gehrock aus einem Armenhaus des viktorianischen Englands "fliehen" als mich selbst.

Und, ja, die letzten beiden Zeilen, empfinde auch ich, der komprimisslose Selbstkritiker, als gelungen ;-)

Beste Grüße,
Träger des Lichts

Andreas Arnold hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.