Dienstag, 12. August 2008

Sehnsucht

Als ich angefangen habe, das Gedicht zu schreiben, hatte ich eigentlich etwas anderes vor, als letztendlich dabei herauskam. Deswegen hat es wohl auf den ersten Blick auch nicht mehr allzu viel mit dem Thema "rastlos" zu tun... Entschuldigt bitte. Jedoch ist es ja unter diesem Gedanken entstanden und passt deshalb trotzdem zu unserem Wort der Woche. Bitteschön:


Du lachst die Welt an
und sie lacht dich aus
Du ziehst die Knie heran
starrst stumm aus dem Fenster raus

Wenn du lautlos weinst
und alle um dich lachen
Wenn du lauthals schreist
und keiner drandenkt aufzuwachen

Wenn du still zerbrichst
und sie nichtmal den Kopf heben
Wenn du schließlich stirbst
und alle andern weiterleben

Dann ist nichts mehr von dir
übriggeblieben

Durch nasse Augen sehe ich
wie deine kleine Welt zerbricht
Du drehst den müden Kopf
und deine Lippen öffnen sich
Du siehst mich flehend an
und leise flüsternd fragst du mich:

Kannst du mir sagen
warum die Sonne
ohne dich nicht scheint?
Warum der Himmel dort oben
so bitterlich weint?

Der Regen hämmert an die Scheibe
Du fragst mich, ob ich bei dir bleibe
und mir mit dir die Zeit vertreibe

Mein Kopfschütteln zerfetzt dir
das Herz und mir
wird kalt.

9 Kommentare:

Andreas Arnold hat gesagt…

Eine Auseinandersetzung mit dem Verlassenwerden. Ratlos statt Rastlos, wenn man es so will ;-) Die Geschichte ist schön erzählt. Die Metrik verdient jedoch etwas Überarbeitung (Beispielhaft mit Überarbetungsvorschlägen in Klammern):

Du lachst die Welt an
u-uu-
und sie lacht dich aus
u-uu-
Du ziehst die Knie (he)ran
u-uu-(u)
und starrst stumm (aus dem Fenster raus) hinaus
u-uu-(u-)

Was hieltest Du davon?

Anonym hat gesagt…

Sehr gut gelungen. Weniger Rastlos, aber gut. :)
Hier: "Wenn du lautlos weinst
und alle um dich lachen
Wenn du lauthals schreist
und keiner drandenkt aufzuwachen"

Ist da gemeint, von dem Geschrei aufzuwachen, also aus dem Schlaf, ja? Oder an sich aufzuwachen, also endlich etwas zu kapieren, beispielsweise, dass es dem Protagonisten nicht gut geht?

Anonym hat gesagt…

@Marco: Letzteres ist da gemeint.

@Träger des Lichts: Sehr guter Vorschlag, so klingt es auf jeden Fall besser. Aber vielleicht versteht man nicht, wo hinaus die Person schaut.
Ich möchte es auch nicht verändern, weil es ja dann nicht mehr "mein" Gedicht ist.
Aber alle die das hier lesen, wissen ja jetzt, dass der Vorschlag von dir wohl besser passen würde. :)

Andreas Arnold hat gesagt…

Nein, es wäre stets Dein Gedicht, selbst wenn Du einen Verbesserungsvorschlag annehmen würdest. Du müsstest ihn ja nicht eins zu eins übernehmen.

Du solltest jedenfalls bedenken, dass ein Reim nur dann Sinn macht, wenn er an der richtigen Stelle kommt.

Was liest sich besser? Wo kommt der Reim besser zur Geltung?

Ich hab ein kleines Pferd,
das kocht an meinem Herd.

Ich hab ein kleines Pferd,
das kocht Pfannengerichte an meinem Herd.

Jemand sagte mir mal, die Metrik unterscheide ein gutes von einem hervorragenden Gedicht und ich denke, er hatte recht.

Jay Nightwind hat gesagt…

@ Träger: Kannst du mir das Pferd leihen?


@ Teresa: Pfeif auf Rastlos, das Gedicht ist toll. Und ich habe irgendwo mal gelesen hier dürfe auch Gedichte auftauchen die nicht ans "Wort der Woche" geknüpft sind. ;)

Karen hat gesagt…

Klaro, die Wörter sind ja nur Anregungen, damit man irgendwas hat, womit man anfangen kann.

Ich find' das Gedicht auch schön traurig und deswegen auch so toll. Gefällt mir wirklich gut :)

Ich find' vor allem den Bruch nach "Dann ist nichts mehr von dir übriggeblieben" so schön, wenn das erste Mal das "ich" kommt. Bis dahin dachte man (oder zumindest ich ^^), dass das "du" in den Versen davor eine Selbstreflexion ist, dass es das lyrische Ich ist, das zerbricht.
Aber danach bekommt es eine neue Bedeutung - nämlich das "du" als Gegenüber des "ich". Find' ich wirklich toll :)

Andreas Arnold hat gesagt…

@Jay
Tut mir leid. Es war ein Lebkuchenpferd und ist inzwischen verkocht :-(

Anonym hat gesagt…

@Träger des Lichts: Zur Kenntnis genommmen.
Trotzdem wird da nichts mehr geändert, wie schon gesagt.

Ahhh, ich wusste noch gar nicht, dass man auch andere Gedichte posten darf. Find ich gut, merk ich mir. :)

hat gesagt…

Ui, das Gedicht mag ich voll. :)
Erinnert mich ein bisschen an mich. Bis auf den letzten Teil, aber ich find's trotzdem wunderschön. Was heißt "trotzdem".. ich liebe es. :)