Montag, 15. September 2008

Schuldig

Noch zu "Fernglas". Ist mir auch nichts eingefallen, abgesehen von den ersten 4 Strophen. Das danach hab ich noch schnell dazu gedichtet, weil ich es nicht unbeendet lassen wollte, demnach gefallen mir die letzten 4 Strophen auch nicht. Bedankt euch bei Teresa, die mich dazu überredete, es online zu stellen.

Schuldig

Kannst du sehen, was du willst?
Kannst du haben, was du siehst?
Vergisst du so dein Leben,
Wenn du in das Ihre fliehst?

In unendliche Fernen kannst du sehen
Ausmachen, erkennen, doch nicht gehen
Das Schuldgefühl bleibt bestehen

Kannst du leben, was du siehst?
Kannst du sehen, wie du lebst?
Macht es dein eigenes besser,
Wenn du nach ihrem Leben strebst?

Du siehst ihr Glück und du siehst auch ihr Flehen
Erspähen, blicken, wirst nie vor ihr stehen
Das Schuldgefühl bleibt bestehen

Kannst du ändern, was du siehst?
Kannst du sehen, was sich tut?
Du kannst sie doch mal ansprechen,
Bräuchtest nur ein klein bisschen Mut

Hab’ dich schon seit Tagen im Visier
Fragt sich nur, was ich dabei riskier’
Etwa dass alles zu Grunde geht?
Dafür ist es jetzt schon viel zu spät

Fässt du meine Tochter auch nur einmal an
Wirst du erfahren, was Schmerz wirklich sein kann
Hör endlich auf sie anzustarren
Lass den Schleier doch endlich fallen

Du hast nichts getan
Wirst nicht ins Gefängnis gehen
Du hast nichts getan
Kannst mich einfach nicht verstehen
Du hast nichts getan
Du hast mir nichts zu gestehen
Du hast nichts getan
Du hast sie nur angesehen
Du hast doch nicht getan!
Das Schuldgefühl bleibt bestehen

1 Kommentar:

Karen hat gesagt…

Also ich find' die ersten 5 Strophen toll, die passen inhaltlich und stilistisch gut zueinander.

Die letzten 3 Strophen wirken tatsächlich ein wenig so, als wären sie lustlos drangeklatscht worden. Tolle Idee, eine andere Sichtweise zu wählen, aber irgendwie will es nicht so ganz zum ersten Teil passen. Liegt vielleicht am anderen Reimschema. Und die letzte Strophe find' ich irgendwie auch nich so gut. Zumindest im Kontext vom restlichen Gedicht, das will irgendwie überhaupt nich dazugehören.

Aber ich muss wirklich sagen: der Inhalt und die Wortwahl in den ersten 5 Strophen (insb. S1, 3, 5) is wirklich genial. Schreib' dir die Strophen gesondert auf und versuch dich irgendwann nochmal dran, das is viel zu genial, um als Gedicht mit diesem drangepappten Ende zu verkommen :-)